
Nach 33 Jahren aktiver und engagierter Zeit im Werdenberg, einen Grossteil davon in einer unabhängigen Schule, haben wir anfangs März die Schlüssel an eine neue Schulleitung übergeben, mit dem Gedanken auf Reisen zu gehen. Als erstes in Planung für diesen neuen Lebensabschnitt: Wir wollten uns eine Zeit gönnen, in der wir – ausgerüstet mit Filmkamera, Fotoapparat, Aufnahmegerät und unserer Liebe zur Sprache – die Welt bereisen und über Menschen oder Projekte berichten, die sich, im Grossen wie im Kleinen für eine lebens- und liebenswerte Welt einsetzen.
Der aktuelle Umstand mit COVID-19 beeinflusst und bestimmt nun unsere Pläne und unser Leben. Die offene globalisierte Welt ist in Stillstand, die Türen werden geschlossen, die Menschen halten Abstand voneinander, Existenzängste nehmen zu.
Daraus entstand eine neue Reiseidee: Wie ist es für Menschen, die nach einem wirkungsreichen Leben in Selbstständigkeit und Eigenständigkeit, aufgehoben in der Familienstruktur, nun abgeschottet von der Aussenwelt in der Obhut eines Pflege- oder Altersheim leben. Welche Veränderungen gibt es? Wie ist es in dieser Situation Pflegende zu sein? Leiter der Institution? In der Küche, in der Reinigung, im Hausdienst, im Sekretariat zu arbeiten? Wie ist es für die Verwandten, die nicht mehr auf Besuch kommen können? Wie für die BewohnerInnen, die Angehörigen nicht mehr sehen zu können?
Antizyklisch zur gegenwärtigen Weltlage wurden uns durch Mathias Engler und Daniel Schmitter, nach Präsentation unsere Projektidee, die Türen in „Pflege im Werdenberg“ ohne zu zögern – mit den nötigen Sicherheitsabsprachen – geöffnet. Darüber sind wir dankbar. So führt uns die erste Etappe unserer Reise nun, zusammen mit unserem technischen Equipment, am kommenden Dienstag nach Grabs – ins Sunnestübeli, in die Isolation. Während zwölf Tagen bewegen wir uns in demselben Radius, der den Bewohner noch offen ist. Zum einen aus Sicherheitsgründen, zum anderen, um von innen heraus, mit der eigenen Betroffenheit, eine Nähe zum Alltag der Bewohnerinnen und des Personals mit ihren reichhaltigen Biographien und Geschichten zu schaffen und die Herausforderung der gesamten Institution in dieser Isolation dokumentieren zu können.
Was mit dem gesammelten Material dann geschieht, wie es verwertet wird und ob es eine mögliche Weiterführung des Projektes ins Auge gefasst wird, entscheiden wir in Absprache mit der Leitung am Ende dieser Woche.